Umgestellt (2): Hardware vs. IaaS

Vorab: Vom Ergebnis sind wir begeistert. Der Umstieg von eigenen Hardware-Servern auf eine Iaas (Infrastructure-as-a-Service) erscheint uns nach der Umstellung noch sinnvoller, als zuvor. Über die Kosten lässt sich streiten, der Nutzen ist allerdings nicht von der Hand zu weisen. Wir betreiben unsere komplette interne IT, sowie diverse Web-, Datenbank und Applikationsserver für unsere Kunden ab sofort nur noch „virtuell“.

Im Zuge einer Neugründung wollen neben unzähligen betriebswirtschaftlichen Entscheidungen natürlich auch die Fragen nach den ganz alltäglichen IT-Werkzeugen für das eigene Unternehmen geklärt werden. Mit unserer Artikel-Serie „Umgestellt“ möchten wir einen Einblick in die von uns eingesetzte IT-Landschaft geben.

Jetzt erwarten Sie vermutlich eine Lobeshymne auf Amazon Web Services (AWS) oder Microsoft Azure. Wenn dies nicht der erste Artikel ist, den Sie auf conono.org lesen, dann wissen Sie aber vielleicht schon, dass wir uns für regionale Produkte und Leistungen begeistern können. Bei der Auswahl des richtigen Datacenter-Partners suchten wir demnach auch Alternativen zu den bekannten großen Playern, deren Support wir zu den üblichen Geschäftszeiten (in Indien) erreichen und deren Angebote statt auf individuelle Betreuung strikt auf den Massenmarkt ausgerichtet sind.

Mit managedhosting.de haben wir uns für einen erfahrenen und auf den Betrieb einer eigenen Datacenter-Infrastruktur spezialisierten Anbieter entschieden. Dafür sprachen der enge Kontakt zu den Mitarbeitern, die unzähligen Referenzen und der Wille seitens des Providers, sich auch für Sonderwünsche Zeit zu nehmen. Ferner liegt der Fokus bei der Virtualisierungsstrategie ganz klar auf der Verbesserung von Qualität und Verfügbarkeit, statt auf der Verbilligung des Produkts.

Schnelles Hinzufügen und Anpassen von Servern

Einer der offensichtlichen Vorteile der virtuellen Infrastruktur ist die Möglichkeit, neue Server auf Knopfdruck hinzuzufügen oder die Ressourcenzuweisung für bestehende Server zu ändern. Dazu wird beim IaaS-Dienstleister ein Ressourcenpool eingekauft, aus dem dann beliebig CPUs, RAM und Datenspeicher entnommen und auf einzelne Server verteilt werden kann. Wird ein Server ausgeschaltet, kann dessen RAM und CPU durch einen anderen Server innerhalb des selben Ressourcenpools verwendet werden. Der Datenspeicher des ausgeschalteten Servers wird natürlich weiterhin belegt und kann nicht anderweitig verwendet werden.

Werden häufig gleiche oder ähnliche Server aufgesetzt, können in einem separaten Speicherplatz Templates gespeichert werden, aus denen dann schnell neue Server gestartet werden können. Neben diesen Templates lassen sich auch Installationsmedien in Form von .iso-Files ablegen, so dass diese nicht bei jeder Installation neu herunter geladen werden müssen.

Datacenter-Kommandozentrale im Browser

Um virtuelle Server einzurichten, ihnen Ressourcen hinzuzufügen oder sie ein- und auszuschalten, steht der VMware vCloud Director zur Verfügung. Der Director ist ein übersichtliches, webbasiertes Frontend für das virtuelle Rechenzentrum. Es verfügt über eine Benutzerverwaltung, um mehreren Administratoren Zugriff zu gewähren, kann mehrere virtuelle Datacenter verwalten und hilft virtuelle Maschinen (VMs) mit der Hilfe von vApps logisch und übersichtlich zu strukturieren.

In unserem Fall kommen zwei virtuelle Datacenter zum Einsatz mit deren Hilfe zwei Service-Klassen für den Einsatz von Servern im Test- oder im Produktivbetrieb abgebildet werden können. Unsere eigene IT lässt sich mit der Hilfe der vApps von Servern in Kundenprojekten abkapseln. Interne Netzwerke regeln, welche vApps und welche VMs mit anderen kommunizieren dürfen.

Arbeiten ohne eigene Server-Hardware

Es lebt sich gut ohne eigene Server-Hardware. Wenn alle Mitarbeiter im Feierabend sind, befindet sich in unserem Entwicklungsbüro außer dem Internetrouter und dem Obsoleszenz-Counter der Kaffeemaschine kein Stück Datenspeicher mehr. Die Mitarbeiter arbeiten an Notebooks, die per VPN mit dem Datacenter verbunden sind. Dateien und Backups liegen auf getrennten Systemen im Rechenzentrum. Der Vorteil: Die für unsere Arbeit notwendigen Server sind überall erreichbar, wo Internet zur Verfügung steht. Ist man im Außeneinsatz entfällt die lästige Einwahl über die üblicherweise viel zu schwache Internetanbindung in die Firmenzentrale. Stattdessen geht es über dicke Gigabit-Leitungen direkt ins Datacenter.

Arbeitsausfälle wegen Defekter Hardware können nahezu ausgeschlossen werden. Ist ein physisches Gerät im Rechenzentrum defekt, springt umgehend ein anderes dafür ein. Ausfälle können nur dort vorkommen, wo auch das ausgereifteste Redundanz-Konzept nicht weiterhilft. Diese Fälle würden aber auch bei eigener Hardware auftreten. Zumal bei Hardware im eigenen Haus meist ganz auf Redundanz verzichtet wird und die eigenen Administratoren oft auch nicht über die Erfahrung eines auf Infrastrukturbetrieb spezialisierten Providers verfügen.